Nr. 60

Die Wellen trecken stet aufs Strandgestein,
mit jeder schwindet uns ein Nu dahin;
ist einer aus, schwingt stracks ein neuer ein
und drängt sich vor und ringt um Zeitgewinn.

Ins Licht der Welt geweht, ist das im Krampf
am Krabbeln hin zur Reife, Lohn der Müh!
doch schon zwingt Dusternis den Glanz zum Kampf.
Was Zeit uns schenkte, war à fonds perdu.

Die Zeit zermetzt das Jugendkonterfei
und kriegt die schönste Stirn verquer versappt,
vernascht auch Rasenstück und Akelei,

da hält nichts stand, wo ihre Sense kappt.
Laß mich doch hoffen, daß nun grad mein Wort
an dich nicht unter ihrer Hand verdorrt.

    Robert Wohlleben

Nach Nr. 60 von William Shakespeare

 

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