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Heinz Ohff schreibt zu Klaus M. Rarischens Sonett »Festina lente«:

Ihr Opus 138 hat mir viel Spaß gemacht. Wie ich gestehen muß, weniger des Inhalts wegen (das Thema ist in Ihrem Werk ein altes und Rarisch-Fans wohlbekanntes), als der Sprache wegen oder richtig gesagt: jener Sprachüberraschung wegen, der man bei Ihnen ausgesetzt wird und die mehr ist als nur reine Virtuosität, nämlich so etwas wie Hintergrundspannung. Wären Sie Dramatiker, beträfe dies den Bühnenhintergrund. Auf »ohrfern« den sprachlich durchaus möglichen »Chorherrn« zu reimen, gelingt ohne jede Entgleisung nur Ihnen, während Zerfall, Schall, Stall und All, den eigentlichen Ton angeben. Aber dem Leser schenken Sie dann zuletzt doch noch ein lyrisches Lächeln durch einen weiteren überraschenden Reim, nämlich den von »man’s« auf den deftigen Schluß-»Popanz«en. Der Ausklang mit dem Titel: »Festina lente« und dem wiederum nur bei Ihnen möglichen »Instrumente« ist geradezu genial, weil er etwas von jener Nonsense-Lyrik hat, die in England eine lange und eigene Tradition besitzt, die nicht auf »Unsinn« beruht, sondern Sprache pur ins Feld führt, was wir Deutschen nur ungern anwenden und wenn, dann mit einem schlechten Gewissen. Es ist jene etwas bösartige, aber doch elegante Heiterkeit, die in solchen Versen im Hintergrund lauert, ohne daß diese sich als Harlekin aufspielen würde.

2. Mai 1999
 

 

 

 

 

Heinz Ohff bei fulgura frango