Nebelnester (1)

Treu ist die Trauer und ohne Verlangen,
als wollte sie mich in ein Nebelnest betten.
Wer sonst kann mir heute die Sorgenstirn glätten?
Nur meine eigene Hand streicht die Wangen.

Erinnerung brennt mir noch auf meiner Lippe,
doch sah’st du mich nie in der Not, wenn ich weinte.
Es wäscht sich schon fort, was uns gestern noch einte.
Ich fühl wie im Schlaf die verlorene Rippe.

Ein Teil von mir ist mit dir von mir gegangen.
Ich seh, wie wir beide zu Masken erstarren,
kein Anlaß noch Grund, dieses Spiel anzufangen.

Mein Wunsch muß auch weiter der Fleischwerdung harren,
doch treu ist die Trauer und ohne Verlangen.
Nur sie kennt mich gut, hält mich niemals zum Narren.

    ZaunköniG


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Sprechsaal-Beytrag 141