Im Turm

Die Hälfte meines Lebens wachte ich.
Es schien mir wichtig, wie die Welt mich sah,
sie war für mich noch nicht als Spiegel da:
Ich wünschte töricht, man beachte mich,

bestritt die Wahrheit; man belachte mich.
Jetzt wünsch ich lediglich, wie Friedrich H.,
ich wär venediglich dem Ende nah.
Im Turm zu dämmern, so gedachte ich.

Ein Feuervogel, ein Hornissentier,
ein Etwas trifft den Turm, was wissen wir …
Vergessen sucht ich, doch nun seh ich klar:

Uns ist gegeben Ruhe nicht, nur Grauen.
Es mögen andre neue Türme bauen.
Das Babylon der Träume, ach, es war.

Hennef, 14. September 2001

    Klaus M. Rarisch

Enthalten in Weibsbilder
Meiendorfer Druck 50