Zwei Stühle

Da stehen sie, abhold dem Weltgewühle,
im überallesdeutsch verstaubten Eck,
betrauern den geraubten Daseinszweck,
bedauern – ätsch! – verlorne Etschasyle,

maasmemelbeltgeprellt um die Gefühle
der Riesenwellenrecken hoch am Reck,
und wollen eines nur: sie wollen weg,
zwei arme alte ridiküle Stühle.

Sie wissen nicht, wer vordem sie besessen.
Die einst da saßen, ducken sich karnickelt,
ihr Sitzfleisch fühlt sich vom Gesetz gepeinigt.

Besitzint’ressen werden nicht vergessen,
der Sitzgeist nur wird amtlich abgewickelt.
Sie sind vereinigt, aber nicht gereinigt.

Klaus M. Rarisch

Enthalten in Bilanz = Meiendorfer Druck 35