Wandlung

Ich fliege eine Stunde über Land,
nicht achtend des Gewölks mit dunkler Randung,
denn das Geschick verheißt mir sanfte Landung.
Nachdem ich Schloß und Riegel überwand

zur Kemenate, wo uns übermannt
in Meereskühle heiße Liebesbrandung,
da lös ich ihr die seidene Gewandung,
den Tand, mit dem Moral sie überspannt.

Und siehe: schien ihr Antlitz schon verblüht –
jetzt färbt es sich nach Mädchenart mit Gluten.
Sie lächelt, ihre Jahre sind verschwunden,

und alterslos ist sie nicht länger müd.
Sie schließt die Augen, will vor Glück verbluten,
hat endlich das Vergangne überwunden.

Hotel Stadt Hennef
15. Juni 2000

    Klaus M. Rarisch

Enthalten in Weibsbilder
Meiendorfer Druck 50