Cooper legt die Erzählung dem 1796 geborenen Engländer John Goldencalf in den Mund. Goldencalf rekapituliert zunächst, wie sein Vater, ein Findelkind, den Ziehvater beerbt und dann durch rücksichtsloses Spekulieren zu ungeheurem Reichtum gelangt. Er beschreibt sodann seine im Haus eines Geistlichen, eines Landadligen, verbrachte Jugend. Die sich dort entspinnende Liebe zwischen dessen Tochter Anna und ihm scheint ohne Zukunft, weil sein zweifelhaftes Herkommen eine Verbindung verbietet. Goldencalf erbt das gewaltige Vermögen, will es aber anders als sein Vater »sozialverträglich« einsetzen. Seine wortreich entwickelte »social stake theory« ist auf hehre, weltumspannende Ziele ausgerichtet. Eine Sequenz von Geschäftsbriefen läßt allerdings die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis seines Globalisierungsbemühens deutlich werden der Satiriker Cooper hatte offensichtlich Spaß daran.
Es zeigt sich, daß die Affen Angehörige der hochstehenden Monikins-Kultur sind, die sich in einer warmen Antarktis-Region entwickelt hat.*) Goldencalf beschließt ihre Rückführung, heuert Capt. Poke an und rüstet ein Schiff aus, die »Walrus«. Auf der Reise erweist sich Capt. Poke als höchst erfahrener Navigator ohne Bedarf an Karten und Sextanten, weil ihm für Peilung und Besteck die Nase genügt. Tierkostüme für die menschliche Besatzung haben den Sinn, das Anstandsgefühl der an Kleidungslosigkeit gewöhnten Monikins nicht zu verletzen. Poke manövriert das Schiff gewagt durch die Eisbarriere:
Vorübergehend von Packeis eingeschlossen, wird das Schiff durch eine sehr neuartige Zwingenkonstruktion vorm Zerdrücktwerden bewahrt. Die Welt der Monikins verdankt ihre klimatische Bevorzugung dem Dampf, der nahe dem Südpol dem Erdinnern entströmt. Die Reisenden lernen das monarchisch regierte Land Leaphigh und das republikanische Leaplow kennen. Die bitteren Erfahrungen, die sie dort machen müssen in Leaphigh kann Capt. Poke nur in letzter Sekunde vor Enthauptung bewahrt werden , sind bissige Satire auf Verlogenheiten, Egoismen, Denkzwänge, Chauvinismus, Kastendenken hier, blinde Gleichmacherei dort, Geltungs- und Gewinnsucht überall, Boshaftigkeit, Rechtsmißbrauch im alten Europa, speziell Großbritannien, und in den USA. Goldencalf inzwischen hat er sich einen Adelstitel gekauft und seine Anna kriegen sich am Schluß. Es bleibt offen, ob die Reise zu den Monikins Wirklichkeit war oder nur im Fieberdelir halluziniert.
»Dollar Dollar Dollar« nichts als »Dollar!« »Fünfzigtausend Dollar zwanzigtausend Dollar hunderttausend Dollar« begegneten einem bei jeder Gelegenheit. Die Worte ertönten an allen Ecken auf den Straßen an der Börse in den Salons ja selbst in den Kirchen.
oooOooo Arno Schmidt hatte auch die »Monikins« für eine Übersetzung in Betracht gezogen (Nachwort zu Coopers »Conanchet«). In einem Essay zum Werk Coopers bezeichnet er die »Monikins« als »das erste Denkmal seines Feldzuges gegen Torheit und Korruption« (Satire und Mythos am Südpol). Ebenfalls dort verurteilt er die 1835 erschienene deutsche Übersetzung von Carl Friedrich Meurer als »die barbarischste Leistung unseres Volkes der Mitte«. Beleg: »daß aus dem Union-Jack bei ihm ein Kleidungsstück namens Unionsjacke wird«.**) *) Arno Schmidt setzt diese Idee in Beziehung zu einer Denkschrift, in der Jeremiah N. Reynolds 1835 eine Expedition zur Erkundung der Antarktis anregt. Auch die Idee zu Edgar Alan Poes »Gordon Pym« gehe darauf zurück. (A. S.: Satire und Mythos am Südpol). Robert Wohlleben |
James Fenimore Cooper:
Die Monikins. Eine Mär
Übersetzt von Robert Wohlleben
Herausgegeben und per Nachwort kommentiert
von Christian Huck
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Achilla Presse |
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