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Klaus M. Rarisch

Dem Sonettisten

Du bist Genosse einer netten Zeit,
die scheinbar nur auf tote Scheiben schießt
und den zum Schützenkönig sich erkiest,
der Blech betrommelt und der Glas zerschreit.

Statt Mut preist unsre Zeit Gemütlichkeit.
Sie zielt aufs Leben. Wenn sie Blut vergießt,
dann soll es Blut sein, das gemütlich fließt:
Poetenblut, am liebsten unverbleit.

Es spielt das Spielchen, bis er ausgeblutet,
Old Orpheus oder wie er heute heißt.
Gleichviel, ob er noch singt, ob er nur tutet –

die Witze, die er reißt, besitzen Geist.
Gleichviel, mit wem die Welt sich grad beschäftigt –
es gilt die Kraft nur, die sich selbst bekräftigt.

Klaus M. Rarisch 22. März 1995

Enthalten in
Meiendorfer Druck Nr. 40

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