Re: Perseus und Medusa


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Abgeschickt von Franz Ö. Erwein am 09 Februar, 2004 um 11:54:04:

Antwort auf: Re: Perseus und Medusa von ZaunköniG am 08 Februar, 2004 um 13:00:11:

Ganz kurz nur, wegen des Ökonomie-Gedankens ...
Ich habe mir den ganzen Kranz angesehen. Über die Metrik muss ich wohl nichts schreiben, wahrscheinlich sind unsere Ansichten diesbezüglich sehr unterschiedlich, obschon ich mich frage, warum Sie ausgerechnet Sonette schreiben, wenn Sie sich weigern, den formalen Ansprüchen gerecht zu werden. Ich konnte leider nicht ein Sonett finden, bei dem die innere und äußere Struktur fehlerfrei sind. Doch wahrscheinlich sind das die Ansichten eines "orthodoxen Sonettisten". (Fragt sich nur, ob nicht alle Sonettisten orthodox sind.)

Dagegen empfand ich es als angenehm, dass die Quartette durchgereimt sind, denn besonders beim Sonettenkranz ist die Verlockung groß, der englischen Form den Vorzug zu geben. Dass einige Reime unrein sind, sei hierbei nur am Rande erwähnt.

Die Thematik spricht mich durchaus an, wenn ich auch nicht weiß, warum daraus dieser Sonettenkranz entstanden ist. Zusammenhängend mit der Form des Kranzes ist wohl der häufigste Vorwurf der des sinnlosen Ausweitens und -walzens des gewählten Themas. Mir geht es nicht anders.

Aber es gibt natürlich auch Passagen und Verse, die mein lyrisches Wohlgefallen erregen, wie zum Beispiel die Wendung im dritten Sonett: "Es sind nicht alle Liaisonen schicklich." - auch wenn diese Art des Plurals (hoffentlich) der dichterischen Freiheit geschuldet ist. (Auf Rechtschreibung und Grammatik gehe ich nicht ein.)

Oder auch das zehnte Sonett, welches nach meiner Meinung das gelungenste ist, da sich darin etwas entdecken lässt, das in den anderen Gedichten zumeist unentschuldigt fehlt: nämlich Ironie. Als Ersatz entdeckt der erschrockene Leser auf jedem Sockel Pathos protzen, in vielen Winkeln eine lyrikferne Sprache kauern und am Boden abgegriffene Bilder liegen.

Ich weiß, wie schwer es ist gute Sonettenkränze zu schreiben, meine bisherigen Versuche sind kläglich gescheitert, das heißt, sie unterscheiden sich, abgesehen vom fehlerfreien Metrum und einer sorgfältigen Struktur, also was die inhaltliche Qualität betrifft, kaum von "Perseus und Medusa". Und trotzdem werde ich es vielleicht wieder einmal versuchen, immerhin gibt es ermutigende Beispiele, so zum Beispiel Brigitte Langes "Weinmond" oder verschiedene Weinheber-Werke. (Bei letzteren ist das Pathos durch die Zeit entschuldbar.)

Zum Schluss:
Ich denke, wir sollten uns aneinander nicht schwer vergehen. Wenn meine Zeilen vielleicht auch nicht unbedingt Begeisterung transportieren, sind sie doch nicht feindlich zu verstehen, vielleicht eher als Hilfe zur Selbsthilfe, wie das hier jüngst eine Dame bereits in anderer Hinsicht vorbildlich praktiziert hat. Wir sollten vielleicht alle viel milder werden, wie das Wetter hier in Berlin.

Fröhlichen Grußes

"F. Ö. Erwein"

Und wenn gar nichts anderes hilft, können wir uns ja immer noch auf die verschiedenen Spielarten des Geschmacks berufen.




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